Schwarzer Leuchtturm Warfleth e.V.
Chronik oder
Werdegang des „Schwarzen Leuchtturms“ Warfleth
Leuchttürme ohne Befeuerung und Hintergründe für ihren Betrieb sind tote Gebilde.
Sie werden erst interessant mit ihrer Geschichte. Damit Schiffe auch die Häfen fanden, kam man früh auf den Gedanken, Richtungszeichen zu schaffen, die den Schiffen bereits draußen auf dem Meer an Untiefen vorbei den Weg weisen. Die Unterweser von der „Deutschen Bucht“ bis zur Hanse– und Seehafenstadt Bremen waren schon immer ein wichtiger Verbindungsweg für die Seeschifffahrt.
Die Weser veränderte immer wieder ihr Flussbett und konnte in der Regel nur von Schiffen befahren werden, die einen Tiefgang von ca. 2 m nicht überschritten.
Durch gewaltige Landverluste veranlasst, verursacht durch große Sturmfluten in der Zeit von ca. 1100 bis 1600, begann man verstärkt mit der Eindeichung und Zurückdrängung der Weser. Erst ab einer gewissen Deichhöhe (damals ca. 2 m in Warfleth) war eine halbwegs stabile Fahrrinne gewährleistet. Zur Orientierung nutzten die Kapitäne und Steuerleute die Kirchtürme der Dörfer entlang der Weser. Die Kirchtürme waren nachts mit Brandwachen besetzt. Nach alten Überlieferungen nutzten dies Bremer Kaufleute, in dem sie, mit holzbefeuerte Eisenkörbe aufhängen ließen, wenn Schiffe mit besonders wertvoller Ladung nachts auf dem Weg nach Bremen waren.
Durch die Versandung der Weser und die immer größer werdenden Segelschiffe konnte Bremen an Ende des 18. Jahrhunderts kaum noch angesteuert werden.
Endstation für die Großsegler waren Brake und Vegesack etwa auf der Hälfte der Strecke. Hier wurde die Ware auf kleinere Schiffe, sogenannte Weserkähne, umgeladen. Interessant hierbei ist, dass die linke Weserseite zum Herrschaftsbereich der oldenburgischen Grafen gehörte und diese für den Warenumschlag kräftig Zoll kassierten. Dieses war dem Bremer Bischoff und den Kaufleuten ein Dorn im Auge. Folge war, dass man in Geestemünde, de (heutige Stadt Bremerhaven) an der rechten Seite der Wesermündung, ein Stück Brachland kaufte und einen eigenen Hafen anlegte.
1846 richtete man einen optischen Schiffsmeldedienst ein. Ein – und auslaufende Schiffe wurden durch optische Signale von Kirchturm zu Kirchturm bis nach Bremen weitergemeldet.
Nur in Brake musste dafür extra ein Gebäude errichtet werden. Dieses wird heute als Schifffahrtsmuseum genutzt. Die alte Signalanlage ist voll funktionsfähig erhalten. Nach drei Jahren wurde diese optische Übertragung auf elektronischen Betrieb umgestellt.
Die Stadt Bremen war nicht untätig ihre Probleme mit dem Fahrwasser zu lösen. Man stellte ca. im Jahre 1890 einen fähigen Wasserbauingenieur, Ludwig Francius, ein. Dieser nahm als erstes das Projekt der Weservertiefung in Angriff.
Er ließ ein Schiff mit einer großen Walze bestücken, die mit Schaufeln besetzt waren.
Diese wurden im Dauerlauf von Sträflingen betrieben. Das System bewährte sich nicht. Die Fördermengen waren zu gering. Daraufhin konstruierte er den ersten Eimer – Kettenbagger. Damit war der Durchbruch erreicht. Bremen konnte wieder mit großen Schiffen angelaufen werden.
Die beginnende und dann stetig fortgesetzte Vertiefung, Begradigung und Uferbefestigung der Weser brachte nicht nur Vorteile. Der Tidenhub der Gezeiten betrug 1870 in Bremen gerademal 20 Zentimeter. Heute sind es 3 – 4 Meter. Die Deichhöhe in Bremen betrug damals 1,50 Meter. Heute sind es 10 – 12 Meter. Das Wasser hat eine erheblich gestiegene Fließgeschwindigkeit. Dies machte sich bei Nordweststürmen durch immer häufiger werdenden Sturmfluten bis Bremen hin stark bemerkbar. Man schätzte, dass die Deiche in 5 bis 10 Jahren wieder um 1 Meter erhöht werden müssen, um Deichbrüche und riesige Überschwemmungen zu vermeiden.
Dazu ein Beispiel: Die Sturmflut 1999 brachte eine Wasserhöhe von 7,29 Meter über NN. Das Hinterland der Wesermarsch liegt teilweise 1,50 Meter unter NN. Hieraus ergibt sich eine Differenz von 8,70 Meter. Wenn da ein Deich bricht, kann man sich vorstellen was passiert.
Die heutigen Deiche sind für eine Sturmfluterwartung von ca. 9 Metern ausgelegt. Wehe die Flut steigt höher.
Der zunehmende Schiffsverkehr, vor allem auch nachts, machte es erforderlich ein Leitsystem zu schaffen. Ludwig Francius vergab den Auftrag, an allen Weserbögen, Leuchttürme mit Ober – und Unterfeuer zu errichten. Diese Richtfeuerkette wurde 1898 in Betrieb genommen. Am Anfang wurden diese Feuer mit Petroleum und danach mit Gasöl betrieben. In den 30-iger Jahren wurde auf vollen Strombetrieb umgestellt.
Der „Schwarze Leuchtturm“ auf dem Warflether Sand wurde 1898 auf der Schiffswerft „Bremer Vulkan“ gebaut. Er war zuletzt in seiner Funktion ein Oberfeuer.
Zu einem Oberfeuer gehörte immer ein Unterfeuer.
Wenn beide Feuer für den Kapitän oder Lotsen sich genau untereinander zeigten, war die Position richtig und er konnte so bis zum Erscheinen des nächsten Feuers auf der Route bleiben.
Ab Januar 1890 brannte am rechten Weserufer bei Farge ein provisorisches Oberfeuer. Es bestand aus einer Balkenstange mit Toppzeichen und einem weißen Petroleumfeuer (Argand Lampe) an der Spitze.
Am 1. November 1890 erhielt das Feuer einen zusätzlichen roten Sektor. Im September 1895 wurde der Pfahl weiß gestrichen und erhielt eine Galerie. Nach Vollendung der Unterweserkorrektur 1897/98 wurden die Feuer durch neue Gittertürme, die vom Bremer Vulkan hergestellt wurden, ersetzt. Der Schwarze Leuchtturm wurde 1898 in Farge, wo jetzt das Hotel „Meyer – Farge“ steht, als Querfeuer errichtet. Dieses Feuer konnte von Land her über eine Holzbrücke erreicht werden.
Am 31.8.1898 wurde das Feuer erstmal gezündet. Es war ein Gasfeuer die leuchtfeuertechnische Einrichtung lieferte die Firma Julius Pintsch.
Bei Weserkilometer 25,35 etwas unterhalb des provisorischen Feuers wurde eine von dem Ingenieur H. Tillmann entworfene 11,7 m hohe Gitterbake errichtet. Auch diese war vom Land her mit einer 40 m langen Brücke verbunden. Betrieben wurde das Feuer mit einem Ölbrenner, der Gaskessel befand sich unterhalb der Plattform zwischen drei Stützbeinen.
Die Gürteloptik IV. Ordnung hatte einen Leuchtwinkel von 220 Grad. 1910 wurde der Brenner durch einen Gaslichtbrenner ersetzt. Dieses Fettgas wurde in einer besonderen Anstalt in Bremen am Holz – und Fabrikhafen hergestellt. Das Gas wurde mit einem Spezialschiff, welches drei Kessel hatte, von Bremen zu den Leuchttürmen gebracht.
Der Druck in den Kesseln auf dem Schiff betrug 10 Atm. Das Gas wurde in die einzelnen Kesseln der Leuchtfeuer durch bewegliche Schläuche, teils durch feste Rohrleitungen überströmt, wobei der Gasdruck in den Türmen sich auf 6 Atm. verminderte.
Die Feuer konnten von unten mit Gestängen bedient werden, somit brauchten die Wärter nicht immer auf den Leuchtturm klettern. Die Füllung der Kessel am Turm reichte für 90 Tage.
Der Turm wurde von Ing. H. Tillmann entworfen und konstruiert. Der damalige Bauinspektor war E. d. Suling. Der Leuchtturm hatte einen Gaskessel und einen Aufstieg, der ganz mit Blech verkleidet war.
Oben, unterhalb der Plattform, befand sich ein kleiner Aufenthaltsraum für den Wärter. Eine Erhöhung des Turmes um 6 m auf 17,7 m erfolgte 1925, was eine Änderung der Feuerhöhe von 10,8 m auf 16,8 m zur Folge hatte. Am linken Weserufer bei Warfleth wurde 1927erstmals eine Leuchtbake in Betrieb genommen. Sie war eine vierbeinige Eisenkonstruktion mit Plattform und roter Laterne. Die Leuchte bestand aus einer 150 mm Gürtelleuchte, die vermutlich mit Flüssiggas betrieben wurde.
1936 erfolgte die Umstellung auf elektrischen Betrieb mit gleichzeitigem Einbau einer kleineren diotrischen Gürtelleuchte von 100 mm. Die Bake zeigte einen Leitsektor mit beidseitigen farbigen Übergangs von der Richtfeuerlinie Sollplate/Hohenzollern zur Richtfeuerlinie Lemwerder. Mit Inbetriebnahme der neuen Richtfeuerlinie wurde die Leuchtbake Warfleth gelöscht.
Im Zuge des Weserausbaus 1954 wurde das Feuer von Farge auf die linke Weserseite nach Warfleth versetzt. Am 11. Juni 1954 war die Bekanntmachung für Seefahrer Nr. 8 54: Deutschland Weser Warfleth neue Richtfeuer gezündet. Angaben: Warfleth Uf und Of sind in Betrieb genommen. Unterfeuer 15,00 m über MTH, 13,70 m über Erdboden; Oberfeuer 19,30 m über MTH, 18,00 m über Erdboden. (MTH = Mittlere Tide Hochwasser).
Im Zuge des weiteren Ausbaus der Weser 1954 wurde eine Änderung der Befeuerung notwendig. Der alte Gitterturm Farge diente hierbei als Oberfeuer, das Unterfeuer war eine weiße Dreibeinbake aus feuerverzinktem Rohr von 13,70 m Höhe. Die alte Optik des Farger Feuers, eine 150 mm Gürtelleuchte wurde im Oberfeuer weiter verwendet. Im Unterfeuer war ebenfalls eine 150 mm Gürtelleuchte eingebaut. Die Feuer wurden beide von Anfang an elektrisch betrieben.
Mit dem 9m Ausbau der Weser Ende der 1970er Jahre und der Einrichtung der neuen Richtfeuerlinie Juliusplate – Berne verloren die Feuer ihre Bedeutung. Diese neue Richtfeuerlinie ging 1983 in Betrieb.1985 wurde das Licht des Schwarzen Leuchttumes abgeschaltet. Das Unterfeuer wurde 1988 abgebrochen, das Oberfeuer konnte dank des Vereins gerettet und erhalten werden.
Die Richtfeuer wurden 1988 gelöscht und durch ein Radarleitsystem ersetzt. In der Folge wurden fast alle Leuchttürme abgebaut und verschrottet. Nur zwei Türme konnten durch eine Bürgerinitiative gerettet werden. Der eine steht in Berne – Warfleth auf dem Warflether Sand und der zweite in Lemwerder im Ortskern. Beide sind zwischenzeitlich als industrietechnische Denkmale anerkannt und werden durch eigens dafür gegründete Vereine gepflegt und betreut.
Der letzte Leuchtturmwärter war Robert Klein. Sein Haus war in Bardenfleth. Dieses Haus, welches der Wasser – und Schifffahrtsbehörde Bremen gehörte, war so weit in die Weser heraus gebaut, dass er von dort aus viele Leuchtfeuer kontrollieren konnte. Herrn Kleins Tätigkeit wurde dadurch ersetzt, dass man im Deichfuß in Höhe Holschers Blumenladen einen großen unterirdischen Betonbunker baute, worin die gesamte Elektronik für alle Leuchttürme untergebracht wurde.
Der Verein hat z.Zt. 130 Mitglieder (Stand 01/15).
Der Verein „Schwarzer Leuchtturm e. V.“ wurde vom Gansper Landwirt Hans Röver am 31. Oktober 1988 ins Leben gerufen.
Quellennachweis
WSA Bremen
Staatsarchiv Bremen
Förderverein Maritimer
Denkmalschutz e. V.
Förderverein Roter Sand e. V.
K-H. Hoffmann
Karl Frank Reschke