Warßether Sand: Berner Bürger sind enttäuscht und zornig
GANSPE. „Der Zaun muss weg. Wir wollen das Land zurück.“ Rund 150 Zuhörer beim Informationsabend von Bündnis 90/Die Grünen zum Warflether Sand zeigten sich enttäuscht
von den Behörden und zornig über die Gemeinde Berne, die die Eingrenzung des einzigen Naherholungsgebietes zugelassen hätten.
Auf dem Podium stellten sich unter Leitung von Verena Delius und Thammo Wenke vom Domänenamt Oldenburg Henning Schrader, Günter Mühlner, untere Naturschutzbehörde
des Landkreises Wesermarsch, und Bürgermeister Bernd Bremermann den Fragen. Geschäftsführer Siegfried Crede von der Rolandwerft hatte wegen anderer terminlicher Verpflichtungen auf eine Teilnahme verzichtet und die an ihn eingereichten Fragen nicht beantwortet. Viele Fragen prasselten auf Henning Schrader und Günter Mühlner ein. Beide zogen sich auf verwaltungsrechtliche Formalia
zurück, die es ihnen verboten hätten, die Öffentlichkeit vom Verkauf des Warflether Sandes zu informieren. Der Verkauf wäre mit Dritten nicht zustande gekommen, erklärte Schrader. Hegemann sei bereits im Außenbereich ansässig, die Fläche von der Naturschutzbehörde als entbehrlich eingestuft worden. Schrader nannte 250 000 Euro als Kaufpreis für die 6,2 Hektar. Günter Mühlner erläuterte, seine Behörde habe rechtlich keine Handhabe gehabt, den Verkauf zu verhindern. Ein Vorkaufsrecht des Landkreises gelte nur für Naturschutzgebiete. Das betroffene Grundstück sei aber noch nicht einmal Landschaftsschutzgebiet. Dagegen machten Zuhörer geltend, dass der Warflether Sand zu den 2006 nach Brüssel gemeldeten FloraFauna-Habitat-Gebieten an der Unterweser zähle. Eine Beschwerde bei der EU wurde angekündigt. Moniert wurde die Höhe des Zaunes. Er betrage statt der erlaubten 1,80 Meter bis über zwei Meter Höhe. Das könne nach Naturschutzrecht als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, informierte Mühlner, aber: „Das bringt den Zaun auch nicht wieder weg.“ Selbst eine Umwidmung als Erholungsgebiet im Flächennutzungsplan der
Gemeinde Berne, der das Grundstück als gewerbliche Baufläche ausweist, würde ihn nicht niederreißen. Ein Bebauungsplan, den es derzeit für den Warflether Sand nicht gibt, könnte lediglich verhindern, dass Hegemann dort bauen darf. Karl-Bernd Böse vom Hegering Stedingen nannte die Einzäunung „nicht tier~chutzgerecht“. Die Tiere könnten sich bei Überschwemmungen nicht mehr auf höheres Land retten. Reithmäher Georg Röver wollte wissen, wie er künftig seine Pachtfläche erreichen solle, zu deren Mahd er vertraglich verpflichtet sei. Der Verlauf des Zaunes im nördlichen Abschnitt verhindere die Zufahrt mit seinem Fahrzeug. Bernd Bremermann sagte hier eine Klärung
Wie nicht anders zu erwarten, sah sich der Bürgermeister massiver Kritik über das Verhalten der Gemeindeverwaltung in dieser, Sache ausgesetzt. Sie gipfelte in der Aufforderung, als Konsequenz aus der „Fehlleistung“ zurück zu treten. Als Antwort auf die Frage, ob die Gemeinde sich vom Verkauf des Warflether Sandes an Hegemann mehr versprochen hätte als vom Erhalt des Naherholungsgebietes für die Bürger, machte der Bürgermeister die Abwägung zu Gunsten von Arbeitsplätzen geltend. Ihm wurde entgegnet, dass die Rolandwerft Bauabsichten wiederholt dementiert hat, folglich gar keine neuen Arbeitsplätze entstehen. Im Verlauf der zweieinhalbstündigen Diskussion stellten sich Unklarheiten auf die tatsächlichen Besitzverhältnisse und möglicherweise verletzte Rechte auf das Betreten der freien Landschaft heraus. So hatte ein
Zuhörer beim Katasteramt in Bremen erfahren, dass der eingezäunte Bereich am Strand Flächenbesitz der Bundesrepublik Deutschland umfasse, der, nach Auskunft der bremischen Behörde, nicht verkauft sei. Schrader widersprach, das Land sei von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung an Hegemann verkauft worden. „Herr Bürgermeister, Sie haben einen
Fehler gemacht. Es hat keine vernünftige Interessenabwägung stattgefunden“, zog Gisbert
Loosen sein Fazit. Er schlug vor, die Gemeinde solle sich auf die Seite der Bürger schlagen, das Land zurück kaufen und der Rolandwerft andere Flächen als Ersatz anbieten. Er wollte dafür Detlef Hegemann sogar persönlich besuchen. In ihrem Schlusswort erklärte Verena De lius, mit dem Verkauf des Warflether Sandes seien Tatsachen geschaffen worden, „die uns betroffen machen“ . Sie wertete das Angebot der Werft als „unwürdig, den Schlüssel beim Werft-Pförtner zu holen
und sah derzeit auch nicht, woher Unterstützung kommen solle. Die Bürger wollen nun
versuchen, unter Ausschöpfung aller Potenziale selbst etwas zu erreichen.
Quelle: Weserkurrier